Aber
Hans-Werner Kuntze in Osnabrück war nun unser Mann. Ich habe mir wohl
damals die Finger wund geschrieben. Aber er war auch nicht knapp mit Worten.
"...bedenken Sie bitte...." und "...achten Sie in jedem Fall
darauf..." oder "...nein, so geht das natürlich nicht..."
oder "...ich sagte Ihnen doch schon das letzte Mal...."

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Kuntze
hatte Ahnung ! Wir, unerfahren, dumme Jungs mit dem Splien, berühmt zu
werden. Immerhin - im Paderborner Umfeld waren wir weitgehenst bekannt. "Schäkin
ollower" und "Twiest änt Schaut" ...die Palette rauf und
runter im englischen Deutsch bzw. umgekehrt. Vor den Engländern, die unweit
in Sennelager stationiert waren, präsentierten wir unser Kauderwelsch,
das sie aber in aller Solidarität mit uns tolerierten. Von dem, was wir
sangen, verstanden sie kein Wort, aber der rumsende Beat versöhnte uns
miteinander. Über Freibier hatten wir weiß Gott nicht zu klagen.
Crazy Crazy !
Aber zurück zu Kuntze. LBC Schallplattenproduktion. Na, das klang doch
schonmal ganz gut, wenn wir uns damit brüsteten. Und 'ne Platte hatte
doch in unseren Gefilden auch noch keiner gemacht. Zwischendurch kam die Frage
an uns, "...wieviel Platten können Sie denn umsetzen ?...?"
Kein Problem, war meine Antwort, mindestens zweitausend ! Da wurde Kuntze hellwach.
"...wenn das so ist, dann verzichte ich auf die Aufnahme-gebühren..."
(Immerhin 900 Mark) Gut gelaunt fuhren wir am 24. Juni 1966 nach Osnabrück
zum Aufnahmetermin. Das war irgend so ein Vereinssaal, auf dessen Bühne
unser Produzent sein Tonbandgerät aufbaute. Sehr beeindruckt waren wir
von seiner beiläufigen Äußerung, diese Aufnahmen werden besser,
als die von den Stones. Whow! Natürlich meinte er die Aufnahmen und nicht
die Musik. Ja ja, natürlich..., sagten wir. Nachdem Mecki, unser Gitarrist
und Opel-Kapitän-Fahrer von Kuntze noch wissen wollte, ob diese Scheibe
jetzt in Hit wird, verzog dieser etwas die Mundwinkel und sagte, wir werden
daran arbeiten. "Crazy Crazy" war Seite 1 und "I Think Of You"
(hat mir von jeh her besser gefallen) war die Singleseite 2.

Ein
paar Wochen später - die Platten kamen in Wochenabständen von der
Fa. Pallas - trudelten die ersten Mahnungen seitens Kuntze ein. Die Sache mit
dem "problemlosen Verkauf von 2000 Platten" war vorher natürlich
etwas waghalsig angekündigt. Wir, die SAFARIS, hatten nämlich unsere
eigene Methode entwickelt, die Scheiben unter das Volk zu bringen. Und es machte
auch einen Riesen-Spaß ! Während unserer Auftritte griffen wir im
geeigneten Augenblick nach hinten in die Kisten und schleuderten die runden
Dinger im hohen Bogen kreuzweise in den Saal. So wurde der Abnehmerkreis um
ein vielfaches gegenüber der zwei verkauften Platten am Eingang erhöht.
Und so wuchsen die SAFARIS in der Gunst der "Fans".
Derweil in Osnabrück trommelte Kuntze mit Händen und Füßen,
wo denn nun die Kohle bleibt. Darauf wußten wir (und besonders ich) leider
nicht die richtige Antwort. Das aber bedeutete zunächst noch nicht etwa
das Aus für uns mit LBC. Der in Berlin lebende Schlagersänger Detlef
Engel war wohl mit Kuntze überein gekom-men, daß evtl. die SAFARIS
die Background-Musik zu einem in S-Dur geschriebenen Song einspielen könnten.
Ich weiß nur noch, daß es im Winter war, als wir den Termin zur
Aufnahme in Osnabrück wahrnehmen sollten. Mecki, Josef und Horst fuhren
im "Kapitän" allein. Manfred, der Zwillingsbruder von Drummer
Horst schlief die Nacht über in meinem Elternhaus. Und am nächsten
Morgen fuhren wir von Paderborn aus - das Auto gehörte Horst und war bis
obenhin voll mit Schlagzeug und Baßanlage - in Richtung Osnabrück.
Tja, es war Winter. Und da passierte es. Manfred nahm die Linkskurve auf der
spiegelglatten Landstraße mit überhöhtem Tempo und rutschte
mit 90 Sachen über die Kurve geradeaus weiter mitten auf einen "Felsen",
der als Zierstein vor einem Haus stand, volle Pulle drauf. Päng !! Mit
Überschlag landeten wir auf dem Kopf liegend einige zehn Meter weiter
auf den hartgefrohrenen Boden. Nach dem Knall die Stille. Irgendwo zwitscherte
ein Vogel. Etwas Rauch stieg auf und die Räder hörten langsam auf,
sich zu drehen. In der etwas ungewohnten Sitzposition grinste Manfred mich
an und fragte, ist alles ok ? Jo! Ich fragte zurück. Jo! Aber das Grinsen
sollte uns schon bald vergehen. Wir waren zwar ok, aber Auto, Gerätschaften
und die Aufnahmen in Osnabrück waren jetzt im Eimer. Und damit war das
Ende der SAFARIS eingeleitet worden. Das war's dann.....
An dieser Stelle ein Wort an Hans Werner Kuntze: 35 Jahre danach, verzeihen
Sie bitte einem inzwischen angegrauten und wohl etwas "weiser" gewordenen
ollen Beatnick. Wir waren jung hatten Flausen im Kopf. Wir alle wollten auch
"die Beatles" sein und waren nur die kleine Band im Städtchen.
Sie dagegen haben vielen ein Stück von dem gegeben, von dem die "60er"
noch heute profitieren. Danke !
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